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Richard, 42
Leiter eines Gründerzentrums
Kaiserslautern

„Ich bin ein Glücksritter“

Erfolgreiche Neustarts sind Richards Markenzeichen. Seit einem Jahr leitet der Betriebswirt ein Gründerzentrum für vielversprechende Startups im rheinland-pfälzischen Meisenheim bei Kaiserslautern. Auch privat stellt der 42-Jährige gerne etwas auf die Beine, ob er einen Verein für mittelalterliche Feste gründet oder einen ehemaligen Getränkemarkt in eine gut gehende Buchhandlung verwandelt. Kraft für seine vielen Premieren tankt er in den Bergen, ob beim Wandern durch die schottischen Highlands, dem Downhillfahren im Hunsrück oder in Kürze bei seinem ersten Snowboardwochenende im Allgäu. Wenn sich Richard nicht beim Joggen oder im Fitnessstudio auspowert, sitzt er am liebsten am Klavier oder greift nach der Gitarre. Für seine Partnerin würde der Hobbykoch sein Lieblingsrezept, scharfe Apfelsuppe, zubereiten und bei einem Glas Whiskey englische Folksongs spielen.

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Wenn der Berg ruft, zieht Richard los. Mit Treckingrucksack und Zelt durch die raue Felsenlandschaft der schottischen Highlands oder über die blühende Heide des Wicklow Way in Irland. „Durch so eine spektakuläre Kulisse zu wandern ist wie ein Weg zu mir selbst, eine Gelegenheit, die Tür zum Alltag zu schließen und mich bei jedem Schritt, jedem Atemzug ganz auf mich zu konzentrieren“, erzählt der 42-Jährige, der eigentlich aus der Weinregion in Cochem an der Mosel stammt und vielleicht gerade deswegen für die raue Weite der Berge schwärmt. In Kürze hat Richard mit Freunden ein Wochenende in Oberstdorf gebucht, für ihn das erste Mal auf dem Snowboard. Nächstes Jahr will er die Alpen überqueren und irgendwann über den Inkatrail bis zur peruanischen Ruinenstadt Machu Picchu wandern.

„Ich suche noch nach dem Fixstern in meinem Leben“

Bewusst bekannte Pfade verlassen, um Ziele zu entdecken, das hat Richard immer gereizt. Als 18-Jähriger als er sich per Internetvideos das Brauen von Honigwein selbst beigebracht und mit Freunden einen Mittelalterverein gründet hat. Auf historischen Festivals ist er damals als Barde aufgetreten, im selbst genähten Kostüm und mit einer Laute im Gepäck. Oder nach der Studienzeit in Trier als der frischgebackene Betriebswirt auch beruflich immer wieder in spannende, neue Rollen schlüpfte. „Ich habe schon als Lehrer an einer privaten Berufsschule, Buchhändler, Tanzlehrer und Hochschuldozent gearbeitet“, sagt Richard mit einem Lächeln. „Nur in der Liebe, da war ich immer geradlinig und treu.“

Ende 2016 ist seine letzte Partnerschaft nach drei Jahren zerbrochen. „Ich war am Anfang sehr verliebt, leider haben wir den Sprung in eine ersthafte Beziehung verpasst“, sagt Richard beim Blick zurück. Für seine Zukunft weiß er umso genauer, was ihm in der Liebe wichtig ist: „Nicht oberflächlich nebeneinander her zu gleiten, sondern sich gegenseitig zu erden, aber auch zu beflügeln.“ Dass eine Frau eine Fähigkeit besitzt, die er (noch) nicht hat, findet er dabei mindestens genauso anziehend, wie eine sportliche Figur oder langes Haar. Wo er in fünf Jahren sein möchte? „Hoffentlich in ruhigeren Gewässern“, sagt Richard mit einem Augenzwinkern. „Mit meiner Frau, zwei Kindern und einem eigenen Garten.“ Bis es soweit ist, genießt Richard seinen aktuellen Kraftort. Das Gründerzentrum für technologiebegeisterte Startups im historischen Schulgebäude in Meisenheim, das er seit einem Jahr leitet. „Der beste Arbeitsplatz der Welt“, schwärmt der 42-Jährige von den Events und Workshops, die er dort für junge Gründer organisiert, aber auch der inspirierenden Atmosphäre in den über 100 Jahre alten Mauern mit seinen Klappläden, Fensterbänken aus Sandstein, dem verspielten Zwiebelturm und dem 1000 Quadratmeter großen Park.

Nach Jahren in Großstadt-WGs und kleinen Wohnungen, liebt es der 42-Jährige auch privat heute großzügig-gemütlich. Die Landhausküche ist der Mittelpunkt seiner Altbauwohnung geworden, in der er Gästen scharfe Apfelsuppe und feine Gin- und Whiskeysorten serviert – und entspannte Hausmusik.

„Man darf sich selbst nicht so schrecklich ernst nehmen“

„Wenn Freunde zu Besuch sind, hole ich immer irgendwann die Gitarre raus“, sagt der Hobbymusiker. Neben dem Tisch im Esszimmer stehen Akkustik-, E-Gitarre und Bass griffbereit. Auf dem nachtschwarzen E-Piano liegt Richards Mundharmonika neben der „Tin Whistle“, das Spielen der typischen Metallflöte irischer Band hat er sich selbst beigebracht.

„Ich kann erstaunlich viele Dinge ein kleines bisschen“, sagt Richard, für den es nichts Spannenderes gibt, als sich in eine neue Leidenschaft hinein zu knien, wie z.B. das Downhillfahren. Eine Lust auf Neustarts, mit der der 42-Jährige in seiner Familie „ganz schön aus der Art“, wie er es nennt. Seine Eltern leben seit 30 Jahren auf dem Weingut in Cochem, der drei Jahre ältere Bruder hat den Familienbetrieb übernommen. „Seit ich Onkel bin, fahre ich noch lieber nach Hause“, gesteht der 42-Jährige, der mit seiner dunkelgrünen Kawasaki gerne zwei Stunden über Land brettert, um mit seinen Neffen, ein und vier Jahre, durch die Weinberge zu toben.

Bis seine eigene Familie ihn auf Trapp hält, hat sich Richard persönliche Ziele gesteckt. „In den nächsten zwei Jahren will ich einen Marathon laufen und endlich meinen Smoking ausführen“, sagt der 42-Jährige mit einem zuversichtlichen Lächeln. „Aber ich bin ein Glücksritter, wenn ich mir etwas wirklich vornehme, dann klappt es am Ende auch.“

Was Richard mag:

  • Seine Lieben bekochen, am liebstem mit scharfer Apfelsuppe
  • Die Weite der Berge genießen, ob beim Wandern, Mountainbiken oder Snowboardfahren
  • Am verkaufsoffenen Sonntag durch die Boutiquen ziehen: „Die maximale Entspannung!“

Was Richard nicht mag:

  • Experimenteller Jazz – „der macht mich ganz verrückt!“
  • Oberflächliche Frauen ohne Elan
  • Auto fahren statt Motorrad

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(Portraitfotos: sceneline studios)

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